
Camping in Den Haag
Weit weg von der Stadt und doch in der Stadt. Das ist Camping in Den Haag. Unsere Urlaubsplanung war in den letzten Jahren sehr kurzfristig. Eines durfte aber nie fehlen: Camping in Holland. Und immer wieder verschlug es uns nach Den Haag. Doch warum lieben wir und unsere Kinder Camping und insbesondere in Den Haag?
Auf dem Weg
„Das iPad, Mama, nimmst du das iPad auch mit?“ „Nein, kein Kühlschrank, kein iPad, wir machen Camping!“ sage ich. Das Zelt ist gepackt, ebenso unsere große grüne Kiste mit Gaskocher und ersten Essensrationen, falls man nicht gleich zum nächsten Supermarkt kommt. Außerdem ist Holland in Sachen Lebenserhaltungskosten teurer als Deutschland. Beim Kauf der Kiste haben wir darauf geachtet, dass sie ohne Ritzen verschließt, schließlich wollen wir keinen Besuch von Ameisen in unserem Essenslager. Die Seite zieren zwei Aufkleber: Eine Deutschlandflagge und eine niederländiche.
Nun nur noch Taschen, Kuscheltier und Schlafsäcke ins Auto - wir fühlen uns minimalistisch, doch der Kofferraum unseres Vans ist bis auf die letzte Ecke ausgefüllt. Von Köln aus erreicht man Den Haag in drei Stunden. Die geographische Nähe ist der erste Grund warum wir gerne dorthin fahren. Die Autobahnen werden breiter und von Straßenlaternen beleuchtet. An der niederländischen Grenze merke ich: Schon wieder vergessen Holländisch zu lernen. Langsam wird es mir peinlich. Wir fahren nicht das erst Mal zum Camping mit unseren Kindern in die Niederlande, inzwischen ist es mindestens das vierte Mal. Verschiedene Plätze haben wir besucht. Dieses Mal zieht es uns wieder zum Campen nach Den Haag.

(Die Innenstadt von Den Haag lädt zum Bummeln ein)

(Landschaftsarchitektur auf den Dünen von Kijkduin: Das „Himmelsgewölbe“ von James Turell)
Willkommen in Kijkduin!
Camping mit Kindern in Den Haag - passt das? Warum nicht ein abgelegener Campinglpatz im Norden der Niederlande? Kijkduin heißt für uns das Zauberwort. Kijkduin ist ein Ortsteil im südlichen Den Haag direkt am Strand. An schönen Tagen sind die Parkplätze voll - auch mit deutschen Autos. Aus einigen Gegenden Nordrhein-Westfalens lohnt es sich, für einen Tagestrip hierher zu fahren. Inzwischen sind wir inklusive Pipipausen und Nörgeleien angekommen. Der Campingplatz liegt direkt hinter den Dünen, einen knappen Kilometer entfernt vom Meer. Unseren Stellplatz finden wir schnell. Wir rollen das Zelt aus, die Kinder sortieren die Stangen. Bodenplane, zwei Innenzelte, das Zelt mit Seilen und Heringen gegen etwaige Stürme gesichert. Ich bin gespannt: Wie wird die „Zimmeraufteilung“ dieses Jahr? Wieder ein Mädchen und ein Jungenzelt? Oder dürfen wir Eltern diesmal alleine schlafen?
Wir lieben unser Zelt! Fix ist es aufgebaut und eingeräumt. Ein Strandbesuch ist anschließend Pflicht und Kür zugleich. Auf dem Weg über die Düne kreuzen Radfahrer. Es ist hier am Strand von Den Haag wie überall in den Niederlanden am Meer: Radfahren, Surfen, Buddeln, Sandburg bauen - alles ist möglich. Angekommen grüßt die Strandbar. Der Wind wird stärker, er wird zum Sturm. Der Sand schwebt im Wind über dem Boden, fliegt mir bis in die Nase und Augen. Es wird mir klar, warum sich Menschen in der Wüste verhüllen. Den Kitesurfern macht das alles nichts. Für sie ist es das liebste Wetter: Das Meer füllt sich mit Neoprenanzügen und Drachen. Wir gehen in die Strandbar, bestellen Pizza und Pfannkuchen, genießen den Blick auf die Surfer und den anbrechenden Sonnenuntergang.
Zurück im Zelt: Wir liegen in unseren Schlafsäcken. „Was ist das für ein Geräusch?“ fragt die Vierjährige. „Es sind die Blätter der umliegenden Bäume, die im Wind rascheln,“ sage ich. Und vielleicht, ganz vielleicht auch ein bisschen das Rauschen des Meeres, denke ich.
Deswegen lieben wir Camping. Deswegen lieben unsere Kinder Camping.

(Den Sonnenuntergang von der Strandbar genießen)

(Sandsturm am Strand von Kijkduin)
Sommer, Sonne, Strand
Wieder raschelt es. Ich öffne die Augen. Diesmal sind es die Kinder, die sich langsam aus den Schlafsäcken schälen. Ich schaue auf die Uhr: Es ist neun Uhr morgens, ich traue meinen Augen nicht. So lange schläft zu Hause keiner. Auch ich öffne den Reißverschluss meines Schlafsacks, stehe auf, schaue aus dem Zelt. Ich höre Vögel zwitschern, ansonsten Stille. Der Sturm von gestern Abend hat sich gelegt und auf dem Campingplatz scheinen alle noch zu schlafen. Wasser holen, Wasser kochen, damit beginnt unser Tag.
Nach Frühstück und Abspülen geht es an den Strand. Es ist Ebbe. Wir wandern in Richtung Wasser, schauen, wo sich die Einheimischen niedergelassen haben. Auf gleicher Höhe stellen wir unser Strandzelt auf. Wir, das sind mein Mann und ich. Die Kinder haben sich mit Schippen bewaffnet und sind schon am Meer. Ich frage mich, wieviele Tonnen an Sand wir diesen Urlaub umgraben werden. Ich überlege, warum Wasser fasziniert. Und am meisten fasziniert doch die Flut. Die Burg ist gebaut, mit Graben und Schutzwall. Langsam kommen die Wellen näher. Einer steht nur da, schaut auf das Wasser, als ob er die Wellen zählt. Millimeter für Millimeter stellt er die Füßchen weiter nach hinten, je weiter das Wasser herankommt. Eine springt. Springt über die kleinen Wellen, die am Strand ankommen. Und einer wartet mit einer Schippe in der Hand, bessert Schäden am Schutzwall der Burg aus. Wie lange dauert es, bis der Schutzwall nicht mehr Stand halten kann? Wie lange bis das Wasser das Innere der Burg erreicht und sie letztlich zerstört? Nach einem langen Tag am Strand packen wir unsere Sachen zusammen. Zufrieden und doch traurig, dass wir für heute das Meer verlassen müssen. Noch einmal schauen wir uns um: Wo unser Strandzelt stand ist nun Wasser, wo die Burg war, ist Meer.
Deswegen lieben wir Camping am Meer. Deswegen lieben unsere Kinder Camping am Meer.

(Eine Sandburg am Meer: Arbeit und Aufregung)

(Wie lange wird die Mauer dem Wasser Stand halten?)

(Bald wird von der Sandburg nichts mehr zu sehen sein.)
Camping bei Regen
Ich gebe zu, unser Zelt ist groß. Es ist so groß, dass wir bei Regen im Zelt kochen und essen können. Wir können den Gaskocher als Heizung benutzen und klamme Handtücher trocknen. Allerdings empfiehlt sich das nur für kurze Zeit, damit die Zeltplane keine Löcher bekommt; muss ich dazu sagen.
Auch bei Regen spielen Kinder gerne draußen. Doch in Den Haag muß man nicht. Das Freizeitprogramm für schlechteres oder gar richtig schlechtes Wetter ist groß. Hier kannst dich dem Regen entziehen:
IMAX Omniversum;
Indoor-Minigolf Glow-Golf - Die abenteuerlichste Tierhandlung der Niederlande
Avonturia de Vogelkelder; Automuseum Louwman-Museum,
Wissenschaftliches Museum für Kinder MUSEON;
Interaktives Kunstmuseum Wonderkamers Du kennst die Interessen deiner Kinder am besten. Entscheide selbst. Weiter unten habe ich weiter Links zur Freizeitgestaltung in und um Den Haag aufgelistet.
Lagerkoller im Camp
„Mit dir spiele ich nicht mehr!“ „Ich will heute nicht an den Strand, das ist langweilig!“, höre ich. Der Lagerkoller macht sich breit, Abwechslung ist nötig. Auch hierfür bietet Den Haag einiges: Scheveningen ist ein anderer Stadtteil Den Haags am Meer. Er bietet Kletterdüne, Märchenfiguren, ein Kurhaus und: Ein
Riesenrad über dem Meer. Außerdem in Scheveningen beheimatet ist das
Miniaturland Madurodam und der Vergnügungspark
Drievliet
Tickets für eine
Bootstour und geführte Fahrradtouren durch Den Haag kannst du online bei der Southholland Ticketbar kaufen. Den
Arbeitspalast von König Willem-Alexander und seiner Frau Königin Máxima Königspalast Noordeinde kannst du zwar nicht besuchen, allerdings den Park dazu. Dafür werden im
Friedenspalast, wo der Internationale Gerichtshof haust, Führungen angeboten. Kombinieren kannst du einen Besuch des
Binnenhofs mit Rittersaal mit dem neumodischen Rathaus, dem
Stadhuis. Im Norden von Den Haag liegt der Ort
Wassenar. Seine Dünen sind ein Geheimtipp für Bäumekletterer und Dünenkraxler. Der
Erlebnispark Duinrell in Wassenar ist ein Tipp für alle Freizeitpark-Fans. Deswegen lieben wir Camping in Den Haag! Deswegen lieben unsere Kinder Camping in Den Haag!

(Der Friedenspalast, Sitz des Internationalen Gerichtshofs)
Camping in Den Haag? Immer wieder!
Am letzten Abend wandern wir zu eine Düne in Kijkduin. In der Tasche befindet sich Wein, Capri-Sonne und Chips. Wir lassen uns auf einer Bank aus Naturstein nieder. Ich verfolge den Weg weiter mit den Augen, weiter stadtwärts sehe ich den Rand eines Kraters auf der Düne. Es ist die Landschaftsarchitektur „
Himmelsgewölbe“ von James Turell. Die Sonne sinkt über dem Meer. Der Himmel erstrahlt für uns zum Abschied in rot, orange, lila und blau. Vor zwei Jahren campten wir das erste Mal in Den Haag. Es nieselte, es regnete, es nieselte - eine Woche lang. Der Himmel war grau, selten zogen die Wolken auf und ließen die Sonnenstrahlen zu uns hindurch. Unsere Kinder zog es immer wieder hinaus mit Regenjacke und Fußball. Selten gibt es bei uns Zeiten ohne dass irgendein Kind am Motzen ist. Aber diese Woche war so eine. Und dieses Jahr? Dieses Jahr wurden wir bei unserem Camping mit Kindern in Den Haag mit einer Woche Sonne satt belohnt. Und was das iPad angeht: Daran haben unsere Zeltnachbarn gedacht. Suchten wir unsere Kinder, waren sie sicher bei unseren niederländischen Nebencampern. Die Kindern unterhielten sich mit Händen und Füßen, wir Erwachsenen auf Deutsch. Die Kurzen spielten iPad, ja, aber auch Fußball, Tennis und gingen zusammen zum Spielplatz. Und Holländisch? Holländisch lernen wir jetzt tatsächlich - natürlich per App! Deswegen freut sich die ganze Familie wieder auf Camping in Den Haag.
