Die Wal- und Delfinschutzorganisation WDC hat Leitlinien zur Beobachtung der Großen Tümmler in der Ostsee zusammengestellt. Die beiden Delfine sind seit Mai 2015 in der Ostsee unterwegs und werden regelmäßig von Fischern, Delfinbegeisterten und Ausflüglern beobachtet.
Eigentlich leben keine Großen Tümmler in diesem Gebiet, sie kommen normalerweise im Atlantik und der Nordsee vor. Bisher wurden nur zwei Sichtungen dieser Delfinart in der Ostsee dokumentiert und diese liegen bereits über hundert Jahre zurück. Die beiden seltenen Gäste könnten sich bei der Nahrungssuche in die Ostsee verirrt haben oder aber gezielt hierher geschwommen sein. Ein enormer Salzwasserzustrom von der Nord- in die Ostsee, der im Dezember 2014 durch einen Wintersturm verursacht wurde, könnte die Ostsee für Tümmler attraktiver gemacht haben.
Erstmals wurden die beiden Delfine im Öresund bei Kopenhagen gesichtet und konnten einige Tage darauf an deutschen Küsten gesichtet werden. Hier hielten sie sich einen Monat lang auf und wanderten dann weiter an die dänische Küste. Danach ist die Wanderroute unklar. Es wurden erst im August und dann von September bis November Tümmler vor Litauen und Schweden beobachtet.
Die folgende Grafik zeigt die wahrscheinliche Route der Delfine:
Es bleibt spannend, wie es mit den beiden Delfinen weitergeht. Nahrungsangebot und Temperatur in der Ostsee scheinen den Tümmlern zu genügen, so dass ihre Überlebenschancen als gut eingeschätzt werden.
Bei aller Begeisterung müssen wir jedoch stets im Hinterkopf behalten, dass es sich um sensible Wildtiere handelt, die so ungestört wie möglich bleiben sollten. Weil dies unter den gegebenen Umständen schwierig ist, da viele Menschen die Delfine beobachten möchten, hat WDC Leitlinien erstellt, die bei der Beobachtung zu berücksichtigen sind. Sie dienen dazu, die Tiere zu schützen und ihnen einen sicheren Aufenthalt in ihrem neuen Lebensraum zu ermöglichen:
Delfine verantwortungsvoll beobachten
Wale und Delfine in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu können ist pure Faszination. Um die Delfine in der Ostsee aber nicht unnötigem Stress auszusetzten, sollten einige Regeln beachtet werden, zumal es sich um eine geschützte Art handelt.
Die Delfine stehen an erster Stelle
Es liegt in unserer Verantwortung, die Delfine nicht zu stören. Die Großen Tümmler sind trotz ihrer Neugier und teilweise Verspieltheit kraftvolle Wildtiere und verdienen Respekt und Achtung. Dies gilt insbesondere für Touren mit dem Boot. Da oft auch die Möglichkeit besteht, die Meeressäuger auch von Land aus zu sehen, beispielsweise von höher gelegenen Küstenabschnitten, sollte diese Art der Beobachtung vorgezogen werden.
Nicht berühren oder gar füttern
Natürlich ist es verlockend, die Hand nach den wunderschönen Delfinen auszustrecken, wenn sie nahe am Boot schwimmen. Doch Große Tümmler sind und bleiben Wildtiere. Es können Gefahren für Mensch und Tier entstehen. Wir raten auch davon ab, sich den Delfinen mit Kajaks, Ruderbooten oder Stand-UpBoards – oder gar schwimmend - zu nähern!
Die Delfine bestimmen die Art und Weise der Begegnung
Wir Menschen sollten nichts unternehmen, was die Delfine anlockt, stört oder zu einer Gewöhnung führen kann. Das heißt, dass die Tiere immer genug Bewegungsfreiheit haben müssen und es ihnen überlassen ist, sich Menschen oder Booten zu nähern. Auch sollten Sie sich nur für ein „Walbeobachtungsschiff“ mit ausgebildeter Besatzung entscheiden, wo man respektvoll mit den Tieren umgeht und Ihnen z.B. das beobachtete Verhalten erläutert wird. Lassen wir uns nicht täuschen: Selbst was für uns spielerisch und leicht aussieht, kann ein Ausdruck von Stress sein. Schläge mit der Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche oder auch Sprünge sind manchmal (Warn)Signale, die auf eine mögliche Störung hinweisen. Auch das vermeintliche „Lächeln“ der Delfine gaukelt uns häufig genug vor, dass mit den Delfinen alles in Ordnung ist, auch wenn das Gegenteil zutrifft. Im Zweifelsfall sollten wir immer im Sinne der Meeressäuger entscheiden.