Nichts ist erholsamer, als im Frühling raus in die Natur zu gehen und die müden Knochen, die vom Winter in den Ruhemodus gelegt wurden, über eine ausgiebige Fahrradtour zu reanimieren. Und so, da wir die nördlichen Länder liebgewonnen haben, ist das Projekt der Beradelung des Nordseeküstenradwegs entstanden. Hierbei handelt es sich um einen internationalen Radfernweg, der sich auf 5942 km um die Nordsee erstreckt und dabei durch 7 Länder verläuft.
Also viele Kilometer warten auf uns - los geht`s.
Mit dem Zug fuhren wir durch die halbe Republik, um unsere Tour in Weener, nahe der holländischen Grenze, zu beginnen. Für die nächsten 14 Tage war nun Pedaldemmeln angesagt und nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten fanden wir schnell die Wegestrecke der North Sea Cycle Route. Frischer Küstenwind blies uns um die "Ohrwatschel" und die Vorfreude auf die nächsten Tage war unglaublich.
(In und um Greetsiel kann man gewiss einige Tage zubringen, die dortige Ruhe genießen, Wattwandern oder den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer besichtigen. Auch wir steckten unsere Füße in den Wattschlamm, die die Freiheit außerhalb des Fahrradschuhs genossen.)
Mit der Mittagsmüdigkeit im Bauch ging`s nach einem Espresso über Marienhafe, wo sich das Störtebeker-Haus befindet, nach Norden.
Anmerkung: In Norden lädt die Freie Evangelische Gemeinde Dich zu einem ihrer Gottesdienste ein, so dass Du nicht nur körperlich - sondern auch seelisch auftankst.
3. Tag: Norden - Neuharlingersiel (ca.52km)
Heute radelten wir gemütlich in den Tag hinein. Wir ließen Norden, das dort erbaute heimatliche Teemuseum bzw. das Muschel- und Schneckenmuseum hinter uns und fuhren wieder entlang den Deichen. Hier befanden sich unzählige Schafherden, durch deren Weideflächen unsere Route führte. (Achtung, teilweise werden auf diesen Vierbeiner-Abschnitten Rohre & Gitter hinter den Umzäunungen verlegt, die bei Regen sehr rutschig sind.)
Am frühen Nachmittag erreichten wir Neuharlingersiel, was wir nach dem Bezug unserer Herberge neugierig erkundeten. Im Ortskern befindet sich das Meerwasser-Hallenbad, das Schlösschen Sielhof mit wunderschönem Park und der alte Kutterhafen mit einladenden Restaurants.
Tipp: Von Norddeich gelangst Du mit der Fähre nach Norderney und Juist.
Von Bensersiel erreichst Du die Insel Langeoog, von Neßmersiel Baltrum und von Neuharlingersiel Spiekeroog.
4. Tag: Neuharlingersiel - Wilhelmshaven (ca.62 km)
Nach dem Frühstück brachen wir in Richtung Carolinensiel auf, von wo aus man mit der Fähre ebenso nach Wangeroog übersetzen kann. In der Ortschaft findet man eine alte Deichkirche, die neue Besucher Willkommen heisst.
In Carolinensiel kann man kurzzeitig den Nordseeküstenradweg verlassen und einen Abstecher zum weltbekannten Jever machen. Dort lohnt der Besuch des Jeverschlosses und natürlich des Friesischen Brauhauses. :-), um dann, eventuell nach einem kleinen Bierchen, seinen Weg nach Hooksiel fortzusetzen. Hier bestaunten wir im Ortskern die schönen Häuser und probierten die Köstlichkeiten der ausgezeichneten Restaurants. Ich hab`s mal mit klassischen Fish & Chips auf hohem Niveau probiert - Ausgezeichnet!
Nach weiteren 20 km kamen wir in Wilhelmshaven an, wo wir die schlichte, aber günstige Jugendherberge des CVJM bezogen. Bei herrlichem Sonnenschein liefen wir zum Ausklang des Tages der Uferpromenade, in der Nähe des Deutschen Marienemuseums, entlang und genoßen bei einem kleinen Eis die untergehende Sonne.
Tipp: Von Wilhelmshaven kann man mit dem Schiff nach Helgoland übersetzen.
5. Tag: Wilhelmshaven - Seefeld ( ca.66km )
In südlicher Richtung verlassen wir die Stadt und treten das Vehikel entlang des Jadebusen (heutiger Nationalpark mit hohen pflanzlichen und tierischen Artenreichtum), über Sande (mit der Möglichkeit des Besuchs einer Synagoge) in Richtung Dangast. Zu damaliger Zeit ließen sich hier unterschiedliche Künstler (Rottluff, Heckel und Radziwill) nieder, deren Häuser und Werke man zum Teil noch besichtigen kann. Meistens führt uns der Nordseeküstenradweg durch schaafiges Weideland, was neben dem Meer eine tiefe Naturverbundenheit in mir hervor steigen ließ.
Auf den letzten Metern nach Seefeld, war ich überrascht, dass Menschen auf befahrenen Straßen eine Kugel vor sich herwarfen. Dabei fragte ich mich, ob es sich hierbei um eine neue ostfriesische Extremsportart handelt, wo man seinen Gegner - dem Verkehr - ausweicht. Später erfuhr ich, dass es der Volkssport des Boßeln ist.
6. - 8. Tag: Seefeld - Bremerhaven (ca.52 km)
Der Bucht des Jadebusen folgend, bestaunten wir immer wieder auftauchende Figuren und Skulpturen auf der Strecke, die sich mit dem Sinn der Menschheit, mit biblischen Themen (wie die der Schöpfung) und der Sintflut beschäftigen. Mit der Fähre setzten wir von Blexen nach Bremerhaven über, wo wir nun 2 Tage pausierten und die Stadt erkundeten.
Ein bissel außerhalb der City bezogen wir eine tolle Unterkunft, von wo aus wir später das große Hafenfest besuchten. Dort ankommend, duftete es schon nach gegrilltem Delikatessen und die gespielte Musik lud zum flanieren am Pier ein.
Ein bisschen da kosten, sich mal dort über den Meeresschutz informieren, mal hier einen Souvenirshop anschauen und mal wieder dort am Stand schnabulieren - so gingen die Stunden dahin im altehrwürdigen und geschichtsträchtigen Hafen von Bremerhaven.Am nächsten Morgen ging’s direkt zum Klimahaus, welches in einzigartiger Weise dem Besucher die klimatischen Zonen auf dem Globus näherbringt. Über fühlen, hören und sehen nimmt Dich das Haus auf eine Reise mit, wo wir vieles lernen konnten und sich Gedanken über unsere Schöpfung und deren Entwicklung bildeten. All das ist sehr beeindruckend und verhilft einen nen bewusssteren Umgang mit der Natur zu suchen. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Klimahaus befindet sich das ebenso lohnenswerte Auswandermuseum. Auf unterschiedlichen Ebenen, des 4400 qm großen Hauses, werden Auswanderergeschichten sehr lebendig nachgestellte, die die damaligen Überfahrten des 19. Jahrhunderts zur Neuen Welt (Amerika) visualisieren. Ein wunderbares Museum der Zeitgeschichte!
Weitere Highlight sind der Hafenzoo, der Leuchtturm und das Deutsche Schifffahrtsmuseum der Hafenstadt.
Einen Gottesdienst kannst Du in der Freien Christengemeinde, in der FEG oder in der Evangelischen Freikirche besuchen.
9. Tag: Bremerhaven - Cuxhaven (ca.55 km)
Die Fahrt aus Bremerhaven führte uns direkt über den großen Frachthafen der Stadt. Hier ist Vorsicht für jeden Radfahrer geboten, da überall Maschinen rangieren und taffer Verkehr herrscht. Nach einigen Kilometern bekamen wir eine erst eine Vorstellung davon, wie groß dieses Frachthafengebiet in Wirklichkeit ist. Schätzungsweise verließen wir die Containerlandschaft erst nach weiteren 40 min. des bikens und tauchen danach in natürlichere grüne Gefilde ein. Am Leuchtturm Obereversand nahmen wir uns Zeit, um im Wattmeer zu laufen und das Naturschutzgebiet zu erkunden.
Ab Bernsch fängt ein wunderbares Gebiet an, wo wir zuerst über grüne Wiesen, später durch ein Waldstück fuhren und schließlich an den Dünen bei Sahlenburg herauskamen. An den weißen Sandstränden wehte ein gesundes Lüftchen, welche auch als Kurorte für Menschen mit Atembeschwerden dienten. Ein geradezu entzückender Ort ist Duhnen, mit seinen Stränden, schönen Promenaden und duftenden Fischrestaurants.
Um Cuxhaven herum, können wir folgende günstige und sehr gute Hotelempfehlung für das Landhaus Braband aussprechen.
Gottesdienste kann man in der FEG - Cuxhaven und in der Freien Evangelischen Gemeinde besuchen.
10. Tag: Cuxhaven - Stade
Bevor wir Cuxhaven wieder verlassen, machen wir noch einen Abstecher zur "Alte Liebe", wo früher die Frauen ihre Männer zur Hohen See verabschiedeten. An diesem romantischen Plätzchen konnten wir Stunden zubringen und die Schiffe beim Ein- und Auflaufen in den Hafen bestaunen.
In unmittelbarer Nähe befinden sich auch der Alte Fischereihafen, geschichtsträchtige Restaurants und Lädchen die frischesten Fisch anbieten.
Zum Schluss lohnte noch ein Ausflug zum Kugelbake und in die Innenstadt von Cuxhaven, bevor wir uns bei schönen Wetter zur Weiterfahrt nach Stade aufmachten.
Dabei durchfuhren wir das historische Otterndorf, mit seinen schönen alten Bauten, den Ort Hemmor und Himmelpforten bevor wir Stade erreichten.
Stade ist ein geschichtsträchtiger Ort mit damals ausgeprägten Handelsbeziehungen, kleinem Hafen und vielen Fachwerkhäusern. Rund ums Alte Land befinden sich Radwege mit einen Streckennetz von mehr als 1000 km. Die 45000 Einwohnerstadt besitzt Sehenswürdigkeiten wie dem Stadeum, dem Kunsthaus am Wasser West, Freilichtmuseum auf der Insel und der Festung Grauerort. Definitv ist dieser malerische Ort eine Empfehlung für einen Zwischenstopp bei einen Kaffee wert.
11. Tag: Stade - Hamburg
Ca. 25 km fuhren wir nun weiter durch das sogenannte "Alte Land", was berühmt ist für seine historischen Bauten, Deichen, Gräben und riesigen Apfelplantagen. Hier werden die Apfelsorten Booskop, Jonagold, Gala und Golden Deliscious angebaut. Auf der Strecke setzen wir bei Cranz mit der Fähre nach Blankenesse über und fahren zum Ende unserer Tour gemütlich in die Hafenstadt von Hamburg ein.