
(Jerusalemer Synagoge)
Prag - die Metropole Tschechiens und deren jüdische Geschichte
Die steile Rolltreppe der Metrostation führt uns direkt hinein in die "Goldene Stadt", wo wir bei schönstem Sonnenschein vom Nationalmuseum aus, in deren Nähe sich ebenfalls die Prager Oper befindet, einen wundervollen Ausblick auf den Wenzelsplatz erhalten. Dabei faszinieren uns die alten Bauten mit beeindruckenden Fassaden aus der Jugendstil- und Barockepoche. (Um die rosarote Brille gleich wieder zurechtzurücken, sei vor den ersten Geld-Wechselstuben in der Nähe der Sehenswürdigkeiten, an den U-Bahn-, Metro- und Straßenbahnausstiegszonen zu warnen. Die Wechsler nehmen hohe Kommissionen, obwohl man zwei Straßen weiter seine Währungen zu 0 % tauscht. Der beste Tipp ist jedoch, mit seiner Kreditkarte an einen der unzähligen Cash-Automaten abzuheben (Kommissionsfrei und mit stabilen Wechselkurs).)
Unsere Sightseeingtour startet nun erstmal mit einem kleinen Päusschen, da der Duft von Zucker & Zimt, der überall zur Trdelnik-Herstellung weht, zu Kaffee und Kuchen verführt.
Das tanzende Haus
Mit neu gewonnener Energie, führt uns der Weg direkt zu einem besonderen Ort der jüdischen Stadtgeschichte - nämlich zur Jerusalemer Synagoge. Riesig groß und in toller Farbenpracht erscheint uns diese in der Jeruzalémská – Straße 1310/7. Das Gotteshaus wurde ab 1904 neu errichtet, 1906 eingeweiht und vereint einen maurischen und orientalischen Baustil. Von 1941-1945 wurde die Synagoge als Sammellager für den entwendeten jüdischen Besitz hergenommen. Leider war für uns im März das Bethaus geschlossen geblieben, im Sommer öffnet es jedoch für seine Besucher die Pforten.
Danach gelangten wir über den Altstädterring zur Teynkirche und somit auch zur astronomischen Uhr - die auch Aposteluhr genannt wird. Die spektakuläre Zeitanzeige am Gebäude des Rathauses stammt aus dem Jahre 1410 und ist ein Meisterwerk gotischer Wissenschaft. In den Fenstern der Uhr befinden sich die Figuren der 12 Apostel, die zu jeder vollen Stunde erscheinen.
Anschließend verläuft unsere Strecke an gemütlichen Bars, schönen Hinterhöfe, zahlreichen Shops und kleinen Theaterspielen vorbei, wo wir nun die Karlsbrücke erreichen. Diese wurde im 14. Jahrhundert, mit vielen verschiedenen Skulpturen von Heiligen und Patronen, erbaut. Sie verbindet die Altstadt mit der Kleinseite von Prag.
Tipp: Links, direkt nach der Brücke und nach wenigen Metern lohnt ein Blick auf die bunte und politische John Lennon Wall.
Auf der Prager Kleinseite führen nun viele Wege zur Prager Burg – Prazský hrad. Dieses Areal ist der weltgrößte geschlossene Burghof überhaupt. Im Innenhof des Geländes kannst Du verschiedene Ausstellungen, Museen, Kathedralen und Gärten bestaunen. Nach so vielem Erlebten und einigen gelaufenen (Höhen-) Kilometern, haben wir uns am Wegesrand immer wieder mit tschechischen und böhmischen Spezialitäten gestärkt.
Auf den Speisekarten der Gastronomien findet man traditionelle Gerichte wie nen guten Rindergulasch mit Semmelknödeln, ein Lendenbraten oder ein Schweinsbraten mit Kraut und Knödeln, gefüllte Kartoffelknödel, eine Klobásy mit Brot für Zwischendurch und natürlich die Süßspeisen wie Trdelnik oder einem Eis.
Am nächsten Tag besuchten wir das jüdische Viertel von Prag, was einen sehr bewegenden Eindruck auf uns hinterließ. Die Besuchertickets für die Synagogen und Museen kauften wir in einem Bucherladen, so das wir uns nicht an die langen Warteschlangen vor den Museumskassen anstellen mussten. Für die Touristen gibt es verschiedene Kombitickets zu kaufen, wobei darauf zu achten sei, das diese gewünschten Sehenswürdigkeiten beinhalten.
Unser Gedenkrundgang startete mit der Pinkas Synagoge - die aus dem 16. Jahrhundert stammt. Zur Anteilnahme und Vergegenwärtigung am Holocaust, wurden auf den Wänden der Synagoge, ca. 80000 Namen von jüdischen Bürgern der Tschechoslowakei niedergeschrieben, die im Naziregime ihren Tod fanden.
Durch das Wegesystem der Pinkassynagoge gelangten wir auf den Alten jüdischen Friedhof. Die Ruhestätte liegt im ehemaligen jüdischen Viertel Josefov und wird auf das 15. Jahrhundert zurück datiert. Umschlossen von Wohnhäusern, stehen hier mehr als 12000 Grabsteine und liegen mehr als 100000 begrabene menschliche Knochengerüste.
Die in der Nachbarschaft liegende Klausensynagoge zählt zu den Hauptsynagogen der damaligen Prager Juden. Nach einem Feuerbrand wurde das Kirchenhaus 1689 komplett neu errichtet und fiel nach dem 2. Weltkrieg erneuten Renovierungs- und Aufbauarbeiten zu Grunde.
Von der Klausensynagoge nur einen Steinwurf entfernt, liegt die Altneu Synagoge im gotischen Baustil. Das Bethaus ist die älteste, heute noch intakte, erhaltene und unzerstört gebliebene Synagoge Europas. Das Erbauungsdatum der Synagoge geht auf das 13. Jahrhundert zurück.
Einige Straßenecken weiter gelangt man zur spanischen Synagoge. Jene ist relativ jung im Gegensatz zu den vorigen Bethäusern und wurde Neunzehnhundert im maurischen Stil erbaut. Die Innenräume der Kapelle sind mit unzähligen Ornamenten und Vergoldungen verziert. In diesem Gotteshaus finden unregelmäßig klassische Konzerte statt, welche zu einen besonderen Abend in diesem Ambiente einladen.
Zu guter Letzt wollen wir noch die Maiselsynagoge vorstellen, die im 17. Jahrhundert errichtet wurde und heute als Ausstellungsort, der jüdisch böhmischen Geschichte vom 19-18 Jahrhundert, dient.
Die meisten der vorangestellten jüdischen Stätten befinden sich in der Prager Altstadt - im Stadtteil Josefov. Dieses Viertel wurde per Königserlass im 13. Jahrhundert zum jüdischen Viertel ausgewiesen. Folgende weitere Sehenswürdigkeiten können besucht werden: die Hohe Synagoge, das jüdisches Rathaus, das Geburtshaus Franz Kafkas & das Kunstgewerbemuseum.
Tipp: Wer viele Sehenswürdigkeiten besichtigen möchte, sollte sich Überlegen, ob er sich nicht die sogenannte Prague-Card zulegt. Wer die Karte besitzt, kann viele Mussen kostenlos oder vergünstigt besuchen und die Öffentlichen Verkehrsmittel frei nutzen.
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Nach 2 ½ Tagen wundervoller, romantischer, geschichtlicher und glaubensbezogener Stadterkundung, sei gesagt: „Prag mit seinem einzigartigen jüdischen Bezug, deren märchenhaft schönen Bauten und ihrer schmackhaften böhmischen und schlesischen Spezialitäten ist definitiv immer eine Reise wert und sehr zu empfehlen."